Zu Allerheiligen gehen wir auf die Friedhöfe, stellen Kerzen und Blumen auf und denken an liebe Menschen, die nicht mehr bei uns sind. In der Dunkelheit zaubern die vielen Lichter eine wohlige Stimmung an diese Orte. Aber auch tagsüber und zu jeder anderen Tageszeit lohnen sich Ausflüge dorthin. Dann leben die Friedhöfe nämlich.
Der Tod, das muss ein Wiener sein
Sicherlich keine andere Stadt hat so einen Bezug zum Tod und zu morbiden Geschichten – es gibt sogar einen “Morbides Wien Guide”. Im Bestattungsmuseum erfahren die Besucher mitunter, warum “der Tod ein Wiener sein muss”. In dessen Shop kann man sich dann auch gleich mit “Fanartikeln” ausstatten. Zum Zentralfriedhof, dessen Fläche größer als die der Josefstadt – des kleinsten Wiener Gemeindebezirks – ist, pilgern täglich haufenweise Touristen und Einheimische, um beispielsweise die Gräber von Falco oder Udo Jürgens zu besuchen.
Austropop-Legende Wolfgang Ambros widmete bereits vor 50 Jahren diesem Ort mit seinen Hit “Es lebe der Zentralfriedhof” ein Geschenk zum damaligen 100-jährigen Bestehen. Und wer hier genauer beobachtet, was sich zwischen den Grabsteinen abspielt, merkt schnell, dass es sich tatsächlich um einen lebendigen Naturraum handelt.
Rehe, Mauswiesel, Eichhörnchen und allerlei Vögel am Zentralfriedhof
Hier herrscht nämlich tatsächlich reges tierisches Treiben. Rehe huschen durch die Gräberreihen. Auf den Grabsteinen lassen sich immer wieder Krähen nieder, denen ja durchaus das Image eines Totenvogel nachgesagt wird. Eichhörnchen sammeln eifrig Eicheln. Und bei unserem letzten Besuch konnten wir sogar ein Mauswiesel beobachten.
Feldhamster am Meidlinger Friedhof
Ebenfalls in Wien liegt der Meidlinger Friedhof. Nicht ansatzweise so weitläufig beherbergt er dennoch Wildtiere mitten in der Stadt. Und die Feldhamster sind vom Niedlichkeitsfaktor kaum zu überbieten.
Waldohreule auf dem Apetloner Friedhof
Etwas schwieriger abzulichten sind Waldohreulen, da es sich um nachtaktive Jäger handelt. Sie überwintern beispielsweise in den Bäumen des Apetloner Friedhofs im nordburgenländischen Seewinkel.
Spechte, Eichhörnchen und Feldhasen auf dem Gelsenkirchener Südfriedhof
Wer über den parkähnlich angelegten Friedhof im Gelsenkirchener Süden im Ruhrgebiet spaziert, sieht möglicherweise bunte Vögel an sich vorbeifliegen. Hier hat nämlich eine ganze Schar von Grün- und Buntspechten ihr Revier gefunden.
Ebenfalls erfreuen sich Eichhörnchen und Feldhasen am vielfältigen Nahrungsangebot der Bäume und Sträucher.
Wenn du Stadtnatur erleben möchtest, schau doch einfach mal bei einem nahegelegenen Friedhof vorbei. Friedhöfe mit großem Baum- und Strauchbestand ziehen natürlich mehr Wildtiere an. Aber auch Pflanzen, die die Gräber schmücken, sind oftmals dankbare Beute für Tiere, die man in den Städten ansonsten nicht allzu oft zu Gesicht bekommt.